Themen: Datenmodelle, BIBFRAME, MARC, RiC, Praxisberichte

Aktuelle Datenmodelle für Metadaten - BIBFRAME und RiC

BIBFRAME

BIBFRAME (Bibliographic Framework) wird seit 2012 als Nachfolger vom Austauschformat MARC entwickelt. Mit BIBFRAME werden Linked-Data-Prinzipien angewendet. Das Ziel besteht darin den Nutzen von bibliographische Informationen inner- und auch ausserhalb des bibliothekarischen Umfeldes zu erhöhen (Quellen: BIBFRAME (Wikipedia), LoC).

Das Format beruht auf den Functional Requirements for Bibliographic Records (FRBR) sowie dem Regelwerk Resource Description and Access (RDA). Hier werden dei beiden Datenformate BIBFRAME und MARC einander gegenübergestellt.

BIBFRAME organisiert die Informationen (z.B zu einem Buch) in drei Ebenen: Work, Instance und Item. Ausserdem werden die Entitäten Agent, Subject und Event definiert.

Wer sich im Alltag mit RDA und somit unweigerlich mit FRBR geschäftigt, erkennt sofort die Parallelen zu FRBR. Es werden verschiedene Ebenen definiert und die unterste Ebene ist in beiden Fällen das Item. Im Unterschied zu FRBR werden aber nicht vier - sondern nur drei Ebenen beschrieben. Offenbar werden die FRBR-Ebenen Werk, Expression und Manifestation bei BIBFRAME in die zwei Ebenen Work und Instance reingepackt. Auf der Seite der LoC sind die Ebenen genauer beschrieben.

Und wird BIBFRAME überhaupt schon angewendet? Das Format steckt noch in den Anfängen, wird aber schon angewendet. Hier gibt es eine Übersicht über Pilotprojekte. Zu Alma steht auf der Seite, dass alle bibliografischen Datensätze in BIBFRAME angezeigt und auch exportiert werden können. Ich habe das in Anschluss an die Vorlesung getestet. Man kann in der Datensatz-Ansicht zwischen den zwei Formaten wechseln:

MARC

BIBFRAME

Ich persönlich glaube, dass die meisten Bibliothekarinnen, die tagtäglich katalogisieren und MARC kennen, bislang noch nie etwas von BIBFRAME gehört haben. Ich zumindest höre in diesem Studium das erste mal davon. Inwiefern dieses neue Format den bibliothekarischen Alltag verändern wird, kann ich mir (noch) nicht vorstellen. Wenn der Metadaten-Editor ein gutes GUI hat, dann spielt es für die Katalogisierung wohl keine grosse Rolle? Aber durch die Anwendung der Linked-Data-Prinzipien sollte ja sicherlich der Nutzen von Bibliothekskatalogen optimiert werden. Und das scheint mir ein sinnvolles Ziel zu sein.

Die Deutsche Nationalbibliothek hat übrigens einen BIBFRAME-Prototypen. Die Informationen dazu sind hier zu finden. Ich bin gespannt wie lange es dauern wird, bis dieses Format MARC21 endgültig ablöst.

Was ist denn eigentlich der Unterschiedet MARC und BIBFRAME?

Weil MARC einzelne Objekte sehr umfassend beschreibt (heisst: alle Informationen sind im entsprechenden Record vorhanden) ist kein Kontext bzw. keine Beziehungen zu anderen Datensätzen notwendig. BIBFRAME dagegen “presst” nicht alles in eine Datensatz sondern bildet Beziehungen zwischen den verschiedenen Ressourcen ab. So sind die Informationen auch nicht mehrfach abgelegt.

Records in Context (RiC)

RiC ist ein Standard für Archivbeschreibungen und besteht aus einem Begriffsmodell und einer formalen Ontologie. Auch dieses Datenmodell basiert offensichtlich auf Linked-Data-Prinzipien. Die Projektgruppe ENSEMEN arbeitet an einer schweizerischen Ausprägung des neuen Standards Records in Contexts (RiC).

Praxisberichte

Zum Schluss der Vorlesung berichten die Dozierenden von einem Projekt, an dem sie aktuell gerade arbeiten. Sie entwickeln einen neuen Onlinekatalog für das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Besonders interessant ist, dass das Literaturarchiv aus einer Bibliothek, dem Archiv und einem Museum besteht und die verschiedenen Objekte entsprechend unterschiedlich erfasst werden. So gibt es im alten Katalog auch verschiedene Sucheinstiege für die Nutzerinnen, was nicht besoners nutzerfreundlich ist. Hier kann der alte Katalog angeschaut werden: https://www.dla-marbach.de/katalog/. Es ist wenig überraschend, dass nun eine übergreifende Suche gefordert wurde. Die Dozierenden führten uns die Testoberfläche vor und zeigten, dass sie es geschafft haben, die verschiedenen Datenbestände zusammenzuführen (mit OpenRefine), um somit eine sehr nutzerfreundliche Suche zu ermöglichen. So sieht die schöne neue Startseite des Onlinekataloges aus:

Ein besonderer Pluspunkt ist, dass nach Normdaten gesucht werden kann:

So können ganz spezifische Suchanfragen gemacht werden:

Das ganze wirkt Linked-Data ähnlich - basiert aber nicht auf Linked-Data Prinzipien. Es sei eine Suche mit Filter auf Normdaten. Also ein “normaler” Suchindex. Für das Relevanzranking wird gezähle wie viele darauf verlinken (= Score).

Hier wird das Discovery-Tool Typo3 verwendet. VuFind wäre auf MARC21 ausgerichtet. Mehr Infos zu diesem Projekt sind zu finden unter: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/16190.

Diese Präsentation war sehr spannend und beeindruckend. Sie zeigte wie das Wissen, das wir uns in diesem Modul bezüglich Datentransformation bzw. Open Refine angeeignet haben, gewinnbringend in die Praxis umgesetzt werden kann.