Themen: Metadatenstandards, ISAD(G), ISAAR, EAD, ArchiveSpace, Wikidata

Nachdem die Dozierenden zunächst als Wiederholung nochmals auf OAI-MPH (Schnittstelle) und FOLIO (Bibliothekssoftware) eingegangen waren, widmeten wir uns der Frage: inwiefern unterscheidet sich die Bibliotheksmanagementsoftware für öffentliche Bibliotheken von Bibliotheksmanagementsystemen für wissenschaftliche Bibliotheken? Die Antwort lautet: Software für öffentliche Bibiotheken legt den Fokus auf die optische Darstellung und enthält oftmals Module für Veranstaltungsmangement und Content Management (Erstellen von Websites). Software für wissenschaftliche Bibliotheken legt den Fokus wiederum u.a. auf die Erschliessung und das Management der elektronischen Ressourcen. Mit dieser Erkenntnis beendeten wir dem Vorlesungsblock “Funktion und Aufbau von Bibliothekssystemen” und widmeten uns neu den Archivsystemen.

Metadatenstandards in Archiven

Grundsätzlich wird bei Archivbeständen eine mehrstufige Verzeichnung im Provenienzprinzip gemacht, um den Entstehungszusammenhang abzubilden. Dies ganz anders als bei Bibliotheksbeständen, bei denen die Medien in der Regel als selbständige, unabhängige Objekte efasst werden. In Archiven wird zuerst immer der Bestandesbildner (z.B. Kafka) erfasst. Ausserdem ist es beispielsweise wichtig zu erfassen, wer den den Bestand in das Archiv übernommen- und wer den Bestand vorbeigebracht hat. Während in Bibliotheken das Metadatenformat MARC21 (künftig Bibframe?) zum Einsatz kommt, ist das gängige Metadatenformat in Archiven EAD (künftig RiC?).

ISAD(G) und ISAAR(CPF)

ISAD(G) ist ein wichtiger Verzeichnungsstandard im Archivwesen. Der Standard enthält 26 Verzeichnungselemente und 7 Informationsbereiche. Der Nachteil von ISAD(G) ist, dass die einzelnen Datensätze nur im Kontext verständlich sind.
Mit ISAAR(CPF) (International Standard Archival Authority Record for Corporate Bodies, Persons, and Families) kam dann später die Möglichkeit dazu, Normdaten zu erfassen und zu verwenden. Leider wird ISAAR aufgrund des grossen Aufwandes eher selten verwendet. Scheinbar gibt es in letzter Zeit immer mehr Zusammenarbeit mit Bibliotheken, die in der GND (Gemeindame Normdatei) Normdaten erfassen. So arbeiten Bibliotheken und Archive gerade im digitalen Bereich immer mehr zusammen. Der neue Standard RiC (Records in Context) soll in einer späteren Vorlesung thematisiert werden. Scheinbar wird der Umstieg von ISAD(G) auf RiC sehr aufwändig sein. Wir haben uns bereits in vorhergehenden Modulen it ISAD(G) und ISAAR befasst. Mir war jedoch neu, dass ISAAR in Archiven gar nicht so oft verwendet wird und dass die Archive u.a. deswegen ein besonderes Interesse an der Zusammenarbeit mit Bibliotheken haben.

Aktuelle Entwicklung - Wikidata

Immer mehr Archive wollen ihre Bestände sichtbar machen und verzeichnen sie in Wikidata mit der Property Archives at.

Wikidata acts as central storage for the structured data of its Wikimedia sister projects including Wikipedia, Wikivoyage, Wiktionary, Wikisource, and others. Quelle: Wikidata.

So ist in Wikidata beispielsweise ersichtlich, dass im Schweizerischen Literaturarchiv ein Bestand von Friedrich Dürrenmatt besteht. Wenn der Link unter “Archives at” geöffnet wird, dann landen wir direkt im Katalog HelveticArchives. Es scheint mir sinnvoll, die Bestände in einem grossen Findmittel wie Wikidata zu verzeichnen.

ArchivesSpace

Archives Space ist eine OS-Software für Archivinformationssysteme. Im Unterschied zu einer Bibliothekssoftware wie Alma oder Aleph liegt beispielsweise ein besonderes Augenmerk auf der Rechteverwaltung, da nicht immer alle Archivobjekte für das Publikum zugänglich sein dürfen. Da es in Archiven sehr unterschiedliche Formen von Materialien gibt, stellt die Software sogar Tools bereit, die anhand von Standardwerten berechnen, wo die neuen Archivmaterielien hineinpassen. Schliesslich unterstützt ArchivesSpace den In- und Export in EAD, MARCXML und METS.

Übung ArchivesSpace

Als Vorbereitung auf diese Vorlesung mussten wir die Software auf unserer VM installieren. Nun hatten wir den Auftrag eigene Bestände in ArchivesSpace anzulegen und sie dann in der öffentlichen Ansicht anzuschauen. Bei der Übung gab es einige Knacknüsse. Während sich anderen mit einem Internal Server Error herumschlagen mussten, hatte ich vor allem Probleme mit den Begrifflichkeiten: Accession, Resource und Archival Object. Welcher Begriff entspricht welche Verzeichnungsstufe und wie kann ich die Stufen verknüpfen? Diese Frage wurde in der nächsten Vorlesung abschliessend geklärt: Man beginnt mit der Accession. Hier wird die Erwerbung dokumentiert. Da teilweise vertrauliche Daten vorhanden sind, wird diese oft nicht öffentlich gemacht. Mit der Resource wird die oberste Verzeichnungsstufe (z.B Nachlass) angelegt. Mit Archival Object werden weitere Verzeichnungsstufen angelegt (Bestand, Serie, Akte etc.). Damit die Objekte mit der Resource verknüpft sind, müssen sie über “Add Child” angehängt werden.